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Musikfestivals – ein Beispiel von Freaks Stock

 

Mitte der 90er Jahre ist in Hamburg eine Bewegung aufgestiegen, die sehr schnell exponentiell gewachsen ist. Sie nannte sich Jesus Freaks und hat sich zum Ziel gesetzt, die Botschaft des Evangeliums zugänglicher für Punks, alternative Studenten und Menschen mit etwas härterem Musikgeschmack zu machen. Es wurden Gemeinden in ganz Deutschland und sogar in anderen Ländern eröffnet. Daraus ist eine ganze Subkultur hervorgegangen mit den eigenen Songs und Stil, Gottesdienste abzuhalten, später sogar mit einer eigenen Bibelübersetzung (die Volxbibel). Dass daraufhin ein eigener Musikfestival folgen würde, war abzusehen.

Langsam hat sich Freakstock rumgesprochen und wurde von vielen Leuten besucht, die sonst im Alltag nichts mit Jesus Freaks zu tun hatten. Laut Wikipedia ist die Besucherzahl von Freakstock Ende der 90er Jahre von 800 innerhalb von einem Jahr auf über 8000 in die Höhe geschossen. Seitdem ist das eine etablierte Größe in der christlichen Szene, die aber auch von nicht- gläubigen Leuten besucht wird. Manche pendeln zwischen den Festivals, um sich mit der alten Clique zu treffen und gemeinsam eine gute Zeit zu verbringen, selbst wenn im Hintergrund christliche Musik spielt.

Musikfestivals und warum sie so beliebt sind

Solche Entwicklungen sind in verschiedenen Musikszenen nichts außergewöhnliches. Häufig sind es gerade solche erfolgreichen Musikrichtungen, die bei Massen von Menschen innerhalb kürzester Zeit Interesse und Begeisterung erwecken und irgendwann in genauso gut besuchten Musikfestivals münden.

Ein anderes Beispiel dafür ist Wacken- das größte Musikfestival der Welt für Metal- Fans. Es ist auch sicherlich ein Ort für ausgefallene Mode und die Möglichkeit, neue Outfits in großer Öffentlichkeit zu präsentieren: selbstverständlich in schwarz. Für manche Festivalbesucher ist das der Höhepunkt des Jahres, wofür sie während des Jahres fleißig Geld sparen. Es ist eine Art und Weise zu entspannen und die Seele baumeln zu lassen, wie das für andere gesellschaftliche Schichten ein Mallorca- Besuch ist.

Oftmals ist der nicht weniger wichtige Grund von so einem Festivalbesuch das Wiedersehen der Freunde, gemeinsamer Konsum von Alkohol oder gar leichten Drogen oder die Schließung zahlreicher Kontakte mit Gleichgesinnten im Musikbereich. An die gemeinsam im Camp verbrachte Zeit erinnert man sich gern.

Für Teenager ist es eine gute Möglichkeit, aus einem sonst konventionellem Rahmen auszubrechen und ohne strenge der Bewachung der Eltern verschiedene Dinge auszuprobieren. Das ist ein Punkt, an dem von soziologischem Standpunkt es für viele jungen Leute brenzlich werden kann: es ist unglaublich leicht, in dieser Atmosphäre die Kontrolle zu verlieren und in eine Abhängigkeit zu geraten, in die man nicht geraten wollte. Folge davon könnten auch Abbruch des Studiums oder Verwahrlosung des Alltags sein oder Verlust von Respekt vor der Autorität.

Es gibt auch Festivals, die ihre Besucher auf eine dermaßen andere transzendelle Ebene katapultieren und eine Parallelwelt mitten im Nirgendwo aufbauen, dass so mancher über 1000 km dafür zurücklegt und einen nicht gerade günstigen Ticket bezahlt, um einen Teil von diesem außerordentlichen Erlebnis sein zu dürfen. Die prominentesten Beispiele hierfür sind The Burning Man in den USA (eine Stadt, die aus dem Nichts in der Wüste entsteht und Besucher aus den ganzen Vereinigten Staaten anzieht) und BOOM in Portugal (für Besucher aus ganz Europa).

Was diese und viele andere Festivals auch bieten, ist viel mehr, als nur Musik. Sie sind vollgepackt mit Workshops, Show- Vorführungen, verschiedenen interessanten Ständen und so vielen interessant aussehenden Leuten, dass die Tage gefüllt von Reizüberflutung, voller Programm und Spaß viel zu schnell vergehen.

lightmatter_burningman-1Sicherlich sind Burning Man und BOOM ein Stück weit Ausdruck des Zeitgeistes und der neuen Alternativjugend, wie damals der berüchtigte Woodstock, der einen ganzen gesellschaftlichen Wandel nach sich zog und eine neue Ära einleitete, die auch viele andere gesellschaftlichen Sphären beeinflusste. Die Bezeichnung BOOM ist dafür mehr als passend.

Abschließende Bemerkungen zu Musikfestivals

Natürlich gibt es noch viel mehr Faktoren zu beachten, die hier nicht angesprochen werden, wie z.B. Festival als eine Gelegenheit, Vorurteile abzubauen.

Was man nach all dem von den Musikfestivals hält und ob man selbst diese Erfahrung machen will, ist jedem selbst überlassen. Eins sollte beachtet werden: wenn man nächsten Sommer vorhat, ein oder mehrere Festivals zu besuchen, ist es keine schlechte Idee, sich in der Zwischenzeit einen Nebenjob zu suchen oder sich wegen einem Freiwilligeneinsatz zu informieren, aber auch darüber nachzudenken, wie man ans andere von Deutschland anreisen will und ob der Besuch trotz des organisatorischen Stresses sich lohnen wird. Auch sollte man sich zeitnah darum kümmern, Tickets zu organisieren oder Risiko einzugehen und darauf zu hoffen, dass man gegen Ende oder über Kontakte umsonst reinkommt.

Eins steht allerdings fest: diese Erfahrung kann einen wie ein Sog reinziehen oder ein Albtraum werden- das ist eine Erfahrung, die polarisiert und selten einen mit neutralen Gedanken gehen lässt. Es ist ein Abenteuer der heutigen Zeit und hat viel mehr gesellschaftlichen Einfluss und eine Kraft, Menschen zu verändern, als ein üblicher Konzertbesuch an einem anstrengenden Wochentag.

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